Slow Fashion vs. Fast Fashion: die Welt ist zu schnell geworden. Viele rudern zurück, was nachhaltigen Labels und nicht zuletzt unserem Planeten zu Gute kommt.

Ein Leben auf der Achterbahn

Höher, schneller, weiter, bis zur totalen Erschöpfung. Ob beruflich oder privat, wir leben in einem Zeitalter des Rush und der Veränderung. Wir suchen immer neue berufliche Herausforderungen, zweifeln ständig an jedem und allem und konsumieren dementsprechend. Nichts scheint auf die Dauer gut genug  zu sein, schließlich suggerieren uns Markt und Medien, dass es noch bessere und attraktivere Produkte und Optionen zu geben scheint.

Dass dieser Drang nach dem Neuen und der Veränderung weder für die Gesundheit noch für den Geldbeutel gut ist, zeigen Phänomene wie Burn Out, erhöhtes Suchtverhalten und die ständige Angst vor dem Pleitegeier.

Wir sehnen uns nach Entspannungsmomenten und unsere Geldbörse muss herhalten. Stillsitzen nach einem tagelangen Marathon will einfach nicht gelingen, also laufen wir weiter, in den nächsten Laden oder in unsere Lieblingsboutique. Abwechslung im Kleiderschrank oder ein neuer Haarschnitt soll einen Ausgleich schaffen und uns zugleich belohnen für das Geleistete.

Nach und nach füllt sich unser Hausrat mit allerhand Konsumartikeln. Was mit einer kleinen Belohnung begann, wird schon bald zum Ballast. Plötzlich beginnt der Stress nicht erst im Büro, sondern bereits zuhause, beim Blick in den hoffnungslos überfüllten Kleiderschrank und das ebenso volle Schuhregal.

Ein Teufelskreis, der mitunter durch die sogenannte Fast Fashion am Laufen gehalten wird. 6-8 neue Kollektionen pro Marke im Jahr, immer neuen Farben, immer neue Schnitte. Eine neue Kollektion trifft ein, die alte muss raus und dies so schnell wie möglich; und zu Schleuderpreisen. Schnäppchen also wohin das Auge reicht. Ein Shoppingparadies, nicht wahr? Esprit Hose um 70% reduziert, Zara Kleid für 5 Euro. Jipi!

Fast Fashion: der Konsument lacht, die Produzenten weinen

Hast du dich schon einmal gefragt, wie es möglich ist, ein Produkt um ganze 70% zu reduzieren? Mir zeigt dies den eigentlichen Wert des Produktes. Richtig gute, nachhaltige Produkte wird man selten zu einem derartigen Schnäppchenpreis finden, da erst gar nicht so hohe Margen entstehen können; es sei denn, die Endverbraucherpreise würden unerschwingliche Dimensionen annehmen.

Wenn also ein Produkt um 70% reduziert wird, dann kann dies bedeuten, dass das Lager um jeden Preis geräumt werden muss. In diesem Fall werden sogar Minuszahlen in Kauf genommen. Oder aber, und dies dürfte wohl der Normalfall sein, es wird zumindest der Einkaufspreis gedeckt.

Diese Preispolitik lässt also den Schluss zu, dass entweder die Endverbraucherpreise absolut überteuert sind oder aber dass der finanzielle Aufwand innerhalb der Produktionskette minimal war. Was dies für die NäherInnen und auch die Qualität der verwendeten Materialien bedeutet ist unschwer zu erahnen.

Slow Fashion: die Produzenten Lachen, der Konsument lacht

Slow Fashion - Textilfabrik in Peru

Wahrscheinlich werden wir uns der Magie verlockender Schnäppchen nie vollends entziehen können. Doch lohnt es sich, ab und an das eigene Konsumverhalten in Frage zu stellen, genauso wie dazu geraten wird, eigene Verhaltensmuster in den verschiedensten Lebenssituationen gelegentlich kritisch zu durchleuchten.

Ich weiß, es erfordert eine gewisse Anstrengung, alles und jedes kritisch zu hinterfragen. Zumal wir doch nur ein wenig Entspannung suchen, um unserem Hamsterrad zu entkommen. Doch entspannen lässt es sich auch wunderbar in dem Gefühl, etwas Gutes für sich und den Rest der Welt getan zu haben. Oft tut es sogar besonders gut, wenn wir anstatt der „Sehnsucht“ nach einem persönlichen Erfolgserlebnis beim Stadtbummel den Fokus von uns weg auf andere lenken.

Slow Fashion bedeutet mit einen guten Gefühl einkaufen, in dem Wissen, dass man damit nicht nur sich selbst, sondern auch den Produzenten etwas Gutes tut. Was gibt es Befriedigenderes?

Slow Fashion ist die Reaktion auf Fast Fashion (#fashionrevolution). Weniger Kollektionen, dafür bessere Qualität, bessere Produktions- und Anbaubedingungen. Slow Fashion Liebhaber setzen häufig auf Minimalismus, ganz nach dem Motto „Weniger ist mehr“.

Der Terminus Nachhaltigkeit ist untrennbar mit Slow Fashion verbunden, meint Nachhaltigkeit doch eine langfristig positive Entwicklung, ein langsames dauerhaftes Umdenken und im Bereich Mode eine langlebige Qualität der Produkte.

Fast Fashion scheint den Begriff Nachhaltigkeit zu verschmähen, wie Menschen, die immer auf der Suche nach der Veränderung und nach neuen Herausforderungen sind, das Stillstehen verschmähen. Wegwerfen und neu kaufen heißt es im Konsumsektor, permanente Neuorientierung im Privatleben. Kann das auf die Dauer gesund sein, frage ich mich.

Wenn wir so schnell rennen, dass wir das Atmen vergessen, wenn wir so schnell produzieren, dass wir das Leben der NäherInnen und unseren kostbaren Lebensraum dabei vergessen, dann hat dies nichts mit Nachhaltigkeit zu tun. Und so abgedroschen wie dieser Terminus mittlerweile schon klingen mag, so verfolgt eine nachhaltige Produktionskette oder auch ein nachhaltiger Lebensstil doch ein klares Ziel: Entschleunigung, Rückbesinnung auf das Natürliche und Gesunde.

Ach wie gut es doch tut, einfach nur einmal stillzusitzen, im bequemen, fair produzierten Kuschellook, mit dem Duft einer guten Tasse Kaffee in der Nase und dem lächelnden Gesicht der Produzenten vor dem inneren Auge …

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